Der richtige Zeitpunkt für ein Lektorat

Fast alle Texte, die veröffentlicht werden, sind zuvor von einer Lektorin oder einem Lektor geprüft worden. Doch wann ist der richtige Moment gekommen, seinen Text aus der Hand zu geben?

Lektor:innen sind die ersten Leser:innen eines Textes. Ihre Aufgabe ist es, seine Mängel zu erkennen und zu beheben, bevor er in das Licht der Öffentlichkeit tritt. Teilweise geschieht das erst kurz vor dem Erscheinungstermin – und wenn sich dann herausstellt, dass der Text doch nicht so „fertig“ ist wie gedacht, kann das zu einer Menge Stress führen, im schlimmsten Fall muss die Veröffentlichung sogar verschoben werden.

Wie lässt sich das vermeiden? Woher weiß man, wann der richtige Zeitpunkt für ein Lektorat ist?

Zunächst sollte man sich klarmachen, dass Autor:innen eine sehr spezielle, oft auch emotionale Perspektive auf den eigenen Text haben: Sie kennen ihn von der ersten Idee an, haben Höhen und Tiefen beim Schreiben erlebt und viel Arbeit hineingesteckt. Es ist für sie meist nicht leicht, einen unbefangenen Blick auf das eigene Werk zu werfen und seine Stärken und Schwächen objektiv zu beurteilen.

Eine der schwierigsten Aufgaben für Autor:innen ist es deswegen, sich von liebgewonnenen Passagen, Figuren oder Ideen zu trennen. Hier kommt das Konzept „Kill your darlings“ ins Spiel, das besagt, dass man sich manchmal von ebendiesen Teilen des Textes verabschieden muss, um das Werk insgesamt zu verbessern. Das kann bedeuten, dass man ganze Kapitel streicht oder umstrukturiert. Denn oft gilt: Weniger ist mehr, und ein straffer, fokussierter Text kann den Leser:innen mehr bieten als einer, der Längen oder Redundanzen aufweist.

Es kann daher hilfreich sein und eine Menge Mühe und Ärger ersparen, wenn man den Text schon in einem frühen Stadium an eine:n Lektor:in gibt. Eventuell spricht man bereits die ersten Entwürfe durch und überlegt sich gemeinsam, wie eine sinnvolle Textstruktur aussehen kann. Im besten Fall wird dadurch ein Kapitel, das man später zähneknirschend streichen muss, gar nicht erst geschrieben.

Allerdings erfordert es ein gewisses Maß an Mut, sich mitten im Schreibprozess ein (möglicherweise kritisches) Feedback einzuholen. Viele Autor:innen sind sich unsicher, ob ihr Text schon gut genug ist, um von jemand anderem gelesen zu werden, und bevorzugen es deshalb, allein daran zu arbeiten. Dabei wird die Auseinandersetzung mit den Problemen des Textes jedoch oft nur aufgeschoben.

Was den idealen Zeitpunkt für ein Lektorat angeht, lässt sich daher festhalten: Lieber zu früh als zu spät! Doch egal, ob Sie gerade erst mit dem Schreiben angefangen haben oder schon kurz vor der Ziellinie stehen – ich unterstütze Sie gerne dabei und freue mich, wenn Sie mir eine Nachricht schreiben.


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