Anführungszeichen richtig verwenden (Teil 1)

Anführungszeichen begegnen uns in allen Arten von Texten, doch es ist gar nicht so leicht, sie immer korrekt zu verwenden. Im ersten Teil dieses Beitrags gebe ich einen kurzen Überblick darüber, wann – und warum – Anführungszeichen benutzt werden.

Wie alle Satzzeichen tragen auch Anführungszeichen dazu bei, Texten eine optische Struktur zu geben und sie besser lesbar zu machen. Die spezifische Funktion von Anführungszeichen ist es, bestimmte Wörter oder Textteile hervorzuheben. Sie senden dadurch das Signal: Achtung, diese Wörter sind nicht wie die anderen!

Diese Funktion üben sie im Wesentlichen in drei verschiedenen Bereichen aus: Sie kennzeichnen Zitate bzw. wörtliche Rede, drücken Distanzierung oder Ironie aus und markieren Eigennamen.

Wörtliche Rede und Zitate

Diese Verwendung von Anführungszeichen begegnet und wohl am häufigsten. Man findet sie in Romanen, Sach- und Fachbüchern oder auch in der Zeitung. Dabei werden fast immer doppelte Anführungszeichen verwendet. Als Beispiel nehme ich hier einen Satz aus Johann Wolfgang von Goethes Roman »Die Wahlverwandtschaften«:

»Das ist wohl zu überlegen und von mehr als einer Seite zu betrachten«, versetzte Charlotte.

Durch die Anführungszeichen wird auf einen Blick deutlich, welcher Teil des Textes Figurenrede ist. Gerade bei sehr dialoglastigen Texten ist diese Kennzeichnung sehr hilfreich, um den Überblick zu behalten. Unbedingt nötig sind Anführungszeichen hier jedoch nicht, zum Teil wird in Romanen auch auf sie verzichtet – dann ist es aber umso wichtiger, dass auf andere Weise klar wird, wer was sagt.

Wo man hingegen niemals auf Anführungszeichen verzichten sollte, sind Zitate in Sachtexten. Hier kommt es darauf an, dass transparent gemacht wird, welche Textstellen man selbst verfasst hat und welche von anderen Autor:innen übernommen sind. Fehler können hier ernste Konsequenzen haben, wie einige Politiker:innen feststellen mussten.

Gerade im wissenschaftlichen Kontext, wo fröhlich und ausgiebig zitiert wird, begegnen uns gelegentlich auch Zitate innerhalb von Zitaten. Hier hilft die Differenzierung von einfachen und doppelten Anführungszeichen dabei, den Überblick zu behalten. Würde man Goethes Satz etwa in einer Hausarbeit zitieren, müsste man sowohl doppelte als auch einfache Anführungszeichen verwenden:

Goethe schreibt: »›Das ist wohl zu überlegen und von mehr als einer Seite zu betrachten‹, versetzte Charlotte.«

Falls es einmal vorkommen sollte, dass man ein Zitat im Zitat im Zitat etc. angeben möchte, werden für alle weiteren Ebenen übrigens nur noch einfache Anführungszeichen verwendet. Solche Konstruktionen werden jedoch schnell unübersichtlich und sollten nach Möglichkeit vermieden werden.

Distanzierung und Ironie

Eine andere wichtige Funktion von Anführungszeichen ist der Ausdruck von Distanz. So werden historisch belastete Begriffen heutzutage meist in Anführungszeichen gesetzt, etwa das Wort »Rasse«. Das Gleiche gilt für viele Begriffe aus der Zeit des Nationalsozialismus, z. B. »Drittes Reich« oder »Machtergreifung«.

Auf diese Weise wird ausgedrückt, dass man sich von dem Wort und der dahinterstehenden Ideologie abgrenzt. Hier sind Anführungszeichen sehr nützlich, denn sie erlauben es, die eigene Haltung zu bestimmten Begriffen mit sehr simplen Mitteln zu kommunizieren.

Eine andere Art der Distanzierung ist die Ironie. Auch hier grenzt man sich von etwas ab, jedoch eher in spöttischer oder humoristischer Absicht. Was im mündlichen Gespräch durch den ironischen Tonfall recht leicht erkennbar ist, kann im Schriftlichen zu Missverständnissen führen. Deswegen werden hier gerne Anführungszeichen verwendet. (Ein eigenes Ironie-Satzzeichen, wie es der französische Dichter Alcanter de Brahm um 1900 vorgeschlagen hat, konnte sich bisher übrigens nicht etablieren.) Umkehrt haben die »Gänsefüßchen« sich mittlerweile auch in der mündlichen Umgangssprache durchgesetzt und werden beim Sprechen durch das bekannte Handzeichen markiert.

Die häufige Verwendung von Anführungszeichen zur Kennzeichnung von Ironie kann auch zu unfreiwilliger Komik führen, falls die Gänsefüßchen einmal falsch gesetzt sind. Diesem Phänomen widmet sich das Instagram-Account »Awkward Anführungszeichen«, auf dem solche sprachlichen Unfälle gesammelt werden:

Quelle: Instagram-Account @awkward_anfuehrungszeichen

Titel und Namen

Und schließlich werden Anführungszeichen auch dazu verwendet, Titel oder Eigennamen zu kennzeichnen, zum Beispiel von Institutionen, Kunstwerken oder Zeitschriften. Das ist besonders wichtig, wenn dieser Titel oder Name gleichzeitig ein häufig verwendetes Wort ist. So ist es ein großer Unterschied, ob man einen Blick in den Spiegel oder in den »Spiegel« wirft. Hier sind Anführungszeichen jedoch nicht das einzige Mittel. Gerade im Falle von Zeitschriften und Büchern wird stattdessen oft die Kursivschreibung verwendet.

Man sieht also: Wenn man sie richtig verwendet, können Anführungszeichen das Lesen (und das Leben) einfacher machen. Andererseits können schon kleine Fehler einen großen Unterschied machen, sodass es wichtig ist, nicht allzu sorglos mit ihnen umzugehen. Das gilt auch für den Bereich der Typografie, in dem Anführungszeichen oft und gerne mit ähnlichen Zeichen verwechselt werden. Darum geht es in Teil 2 dieses Beitrags (folgt demnächst).


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