Anführungszeichen richtig verwenden (Teil 2)

Anführungszeichen können verschiedene typografische Formen haben, werden deswegen aber auch oft verwechselt. Im zweiten Teil dieses Beitrags widme ich mich den korrekten Varianten von Anführungszeichen und ihren nicht ganz so korrekten Doppelgängern.

Anführungszeichen sind klein und unscheinbar, aber deswegen nicht unwichtig. Welche Funktionen sie erfüllen, habe ich im ersten Teil dieses Beitrags besprochen. Doch selbst wenn man weiß, wann und warum sie verwendet werden, können noch Fehler passieren – denn es gibt diverse Formen von Anführungszeichen sowie andere typografische Zeichen, die ihnen ähnlich sehen.

Im Folgenden stelle ich sowohl die beiden korrekten Formen von Anführungszeichen vor (mit einem grünen Haken gekennzeichnet) als auch zwei beliebte falsche Formen (mit einem roten X versehen). Außerdem gibt es noch drei Varianten, die nur in bestimmten Sprachen oder Regionen verwendet werden sollten (mit einem orangen Fragezeichen markiert).

Im Deutschen begegnen uns vor allem zwei Varianten von Anführungszeichen. Da sind zunächst die »deutschen« Anführungszeichen, auch als Gänsefüßchen bekannt:

Die Form dieses Zeichens ist auf der linken Seite optisch identisch mit einem doppelten Komma. Auf der rechten Seite erscheinen diese beiden Kommas dann um 180 Grad gedreht und hochgestellt. Als Eselsbrücke kann man sich diese Anordnung mithilfe der Zahlen »99/66« merken.

Ähnlich, aber mit wichtigen Unterschieden, begegnet uns diese Form auch im Englischen:

Dort stehen sowohl die ein- als auch die ausführenden »quotation marks« oben, allerdings in ihrer Ausrichtung genau umgekehrt wie im Deutschen. Hier würde man sich also die Zahlen »66/99« merken müssen. Auch diese Anführungszeichen sind korrekt, jedoch nur bei englischsprachigen Texten – für deutsche Texte sollte man sie deswegen nicht verwenden.

Ein Nachteil der deutschen und englischen Anführungszeichen: Sie haben eine gewisse Ähnlichkeit mit anderen typografischen Zeichen und werden deswegen regelmäßig mit diesen verwechselt. Der häufigste »falsche Freund« ist die sogenannte Doppelprime, die als Zeichen für die Maßeinheit Zoll oder für Sekunden bei geografischen Angaben verwendet wird. Als Anführungszeichen sollte man sie nicht benutzen:

Diese Verwechslung kommt auch deswegen so häufig vor, weil Tastaturen im Normalfall für die Doppelprime und das deutsche bzw. englische Anführungszeichen dieselbe Taste verwenden.

Ebenso falsch, aber weniger häufig anzutreffen sind die Akzentzeichen, die im Deutschen auf die schönen Namen »Akut« und »Gravis« hören:

Vielen dürften diese schrägen Striche aus dem Französischen bekannt sein, als Accent aigu und Accent grave. Sie tauchen im Deutschen nur gelegentlich auf (etwa wenn man in einem Café sitzt und eine Crème brûlée löffelt) und stehen immer über einem Vokal, niemals allein.

Alle bisher vorgestellten Arten von richtigen und falschen Anführungszeichen haben eine Gemeinsamkeit: Sie bestehen aus zwei kleinen Strichen oder Haken. Daneben gibt es aber noch eine andere Grundform. Diese stammt aus Frankreich und wird deswegen meist mit ihrem französischen Namen bezeichnet: Guillemets (sprich: Gi-je-mehs). Diese bestehen aus zwei Winkeln und werden in Deutschland so verwendet, dass die Spitzen nach innen zeigen:

Guillemets finden oft im Buchsatz Verwendung, denn sie gelten als die elegantere Form der Anführungszeichen. Das liegt daran, dass sie sich mittig auf der Höhe des Wortes befinden und nicht wie die deutschen Anführungszeichen oben bzw. unten gesetzt sind – dadurch ergibt sich ein gleichmäßigeres, ruhigeres Schriftbild. Allerdings muss man sie in Schreibprogramm wie Microsoft Word erst umständlich suchen, eine eigene Taste gibt es dafür nämlich nicht.

Ein weiterer Vorteil: Bei den Guillemets besteht kaum eine Verwechslungsgefahr mit anderen typografischen Zeichen, nur ganz selten werden fälschlicherweise die Größer- bzw. Kleiner-als-Zeichen verwendet. Dafür muss man hier aber aufpassen, dass man die Zeichen auf die richtige Weise platziert. Denn neben der oben dargestellten Version sieht man in einem anderen Teil des deutschsprachigen Raums, nämlich in der Schweiz, auch diese Variante:

Hier sind die Zeichen umgedreht, die Spitzen zeigen nicht nach innen, sondern nach außen.

Im Ursprungsland der Guillemets ist die Verwendung wieder etwas anders. Dort weisen die Spitzen ebenfalls nach außen, aber zusätzlich wird ein Leerraum zwischen dem Wort und den Anführungszeichen eingefügt:

Man sieht also: Auch bei einem scheinbar so nebensächlichen Thema wie Anführungszeichen gibt es eine Menge zu beachten. Für den Alltagsgebrauch ist es nützlich, sich die »99/66«-Regel einzuprägen, denn damit liegt man immer richtig. Wer sich etwas mehr Mühe machen möchte, kann seine Texte mit Guillemets aufpeppen – eine kleine Prise typografischer Ästhetik hat noch nie geschadet.


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