Schreibblockaden sind ein Problem, mit dem viele Autor:innen zu kämpfen haben. Es gibt jedoch verschiedene Methoden, sie zu überwinden und wieder in einen produktiven Schreibfluss zu kommen.
Die Freewriting-Methode
Eine der effektivsten Methoden zur Überwindung von Schreibblockaden ist das Freewriting. Diese Technik besteht darin, für einen bestimmten Zeitraum – zum Beispiel 10 bis 15 Minuten – einfach drauflos schreiben, ohne sich Gedanken über Inhalt, Stil und Qualität zu machen. Das Ziel ist es, den inneren Kritiker zu umgehen und in einen kreativen Schreibfluss zu gelangen. Wenn man nach dem festgelegten Zeitraum das Geschriebene noch einmal liest, findet sich darin oft der eine oder andere Ansatz, mit dem es sich weiterarbeiten lässt.
In den 1920er Jahren haben die französischen Surrealisten um André Breton übrigens ganze Bücher auf diese Weise verfasst. Damals wurde diese Technik allerdings nicht Freewriting genannt, sondern »écriture automatique« – automatisches Schreiben. Auch ging es dabei nicht darum, eine Blockade zu überwinden, stattdessen sollten unbewusste Gedanken und Bilder hervorgeholt werden, die ansonsten durch das Bewusstsein »zensiert« werden. Doch auch wenn man dieser surrealistischen Theorie nicht anhängt, kann es ein befreiendes Gefühl sein, nach einer langen Flaute endlich einmal wieder ein paar vollgeschriebene Blätter Papier in der Hand zu halten.
Der Tapetenwechsel
Oft ist es außerdem hilfreich, die gewohnte Umgebung zu wechseln. Menschen sind Gewohnheitstiere und neigen schnell dazu, in Routinen zu verfallen. Wenn man schon seit Tagen oder Wochen mit einer Schreibblockade im Büro sitzt, kann es sein, dass man diesen Ort mittlerweile unbewusst mit der Blockade verknüpft und dort automatisch in einen unproduktiven Modus gerät. Hier kann es Wunder wirken, sich seinen Laptop zu schnappen und es sich in einem schönen Café oder einem Coworking-Space gemütlich zu machen. Bei gutem Wetter kann man sich auch in einen Park, an den See oder in den Wald begeben – der Aufenthalt in der Natur fördert erwiesenermaßen die Kreativität.
Neben der Ortsveränderung kann auch ein Wechsel des gewohnten Schreibwerkzeugs nützlich sein. Warum nicht einmal die gewohnte Tastatur durch einen schönen Füller austauschen? Vielleicht steht auf dem Dachboden auch noch eine mechanische Schreibmaschine herum, mit der man experimentieren kann. Seine Erfahrungen mit einer der ersten Schreibmaschinen – einer sogenannten Schreibkugel – veranlassten schon Friedrich Nietzsche 1882 zu dem Satz: »Unser Schreibzeug arbeitet mit an unseren Gedanken.« Diese Mitarbeit sollte man sich zunutze machen.
Die eigene Motivation klar machen
Wenn man mit einem Text partout nicht weiterkommt, liegen die Gründe dafür
vielleicht nicht allein in der Schreibmethode oder der Umgebung, sondern
tiefer. Hier kann es sinnvoll sein, sich über die Motivation für das eigene
Schreiben klar zu werden: Warum möchte ich diesen Text eigentlich schreiben?
Mache ich das für mich selbst oder für jemand anderen? Wie wichtig ist mir der
Text, und warum?
Diese Fragen sind besonders dann wichtig, wenn wir durch zu hohe Ansprüche
blockiert werden. Oft denken wir beim Schreiben zu sehr daran, wie der Text auf
andere wirken könnten, und glauben, dass ein perfekter Text gerade gut genug
ist. Eine Rückbesinnung auf den ursprünglichen Schreibimpuls kann hier neuen
Schwung geben.
Feedback einholen
Eine weitere Möglichkeit zur Überwindung von Schreibblockaden ist es, sich eine Rückmeldung über das bisher Geschriebene einzuholen. Gerade wenn wir schon länger an einem Text arbeiten, haben wir oft keinen objektiven Blick auf unsere eigenen Texte mehr. Hier kann die unvoreingenommene Perspektive eines Freundes oder einer Kollegin helfen, die Zweifel am eigenen Text in ein neues Licht zu rücken und konstruktive Impulse zu erhalten.
Wenn Sie niemanden aus Ihrem persönlichen Umfeld um Feedback bitten möchten, können Sie sich auch an einen Lektor oder eine Lektorin wenden. Dies hat gleich zwei Vorteile: Zum einen besitzen Lektor:innen einen geschulten Blick auf Texte und können mit größerer Sicherheit deren Stärken und Probleme identifizieren. Zum anderen besteht kein persönliches Verhältnis, das einer ehrlichen und ungeschönten Rückmeldung möglicherweise im Weg steht. Wenn Sie Interesse an einem professionellen Feedback zu Ihrem Text haben, können Sie sich gerne an mich wenden.